Serbien

In Sombor hatten wir einen genialen Campingplatz, so wie man sich das wünscht: ein absolut gepflegter Rasen, sehr saubere sanitäre Anlagen, am Feldrand gelegen mit Pool, Küche zum Kochen und sehr netten Betreibern. Hier blieben wir bei strahlendem Sonnenschein zwei Tage. Von hier ging es ein kurzes Stück durch Kroatien, aber auch eher ein ärmlicher Teil der noch von den Jugoslawienkriegen der 90er gezeichnet ist. Wir campten auf der Obstbaumwiese eines netten Kroaten und nachts fing es an zu regnen und zu stürmen. So fuhren wir am nächsten Tag bei nur noch 14 Grad weiter und landeten verfroren (ich, Alex nicht so) auf einem Platz direkt an der Donau und wurden stürmisch von drei Hunden begrüßt. Der Besitzer war eher zurückhaltend und als ich ihn fragte, ob er einen Platz für uns hätte, sagte er: „Yes, but only WC and cold water, no shower“ und auf meine Frage, was es kosten würde, „Nothing“. Dann ging er zu Alex und fragte: „You want to drink some white wine with me, selfmade?“ und Alex grinsend nickte (mittags um drei), legte er seinen Arm um Alex Schultern mit den Worten, „come on, my friend“. Also ging ich auch rein und setzte mich auf den freien Sessel, aber drinnen war es leider nicht wärmer, als draußen. Wir tauschten unsere Namen aus und erfuhren, das Kresimir hier mit seinem Tata Julius (Vater, im Haus nebenan wohnend, allerdings nur im unteren Teil, der obere ist verfallen und nicht mehr bewohnbar) zeitweise lebt, ansonsten aber in Zagreb. Seine Hündin Mascha saß mit auf dem Sofa, eine witzige Mischung aus Dackel und Labrador. Nach kurzer Zeit taute er auf und bot mir eine warme Dusche an, „let`s go upstairs, i show you“ und lachend zu Alex gewandt, „you see my hands?“, er hält die Hände hoch, um anzudeuten, dass er mich nicht anfassen wird. Oben ist ein Zimmer mit Bad und ich darf nicht nur duschen, sondern er bietet uns an, hier auch zu schlafen. Ich bin sprachlos und happy. Später verschwindet er für drei Stunden und lässt uns in seinem Haus komplett allein, der Vater schaut zwischendurch vorbei. Dieser ist 88 Jahre alt, aber noch sehr fit mit jungen, strahlenden Augen. Am Abend trinken wir noch gemeinsam von seinem Wein und er erzählt uns seine zum Teil sehr tragische Lebensgeschichte, die ihn aber nicht davon abhält, das Leben zu feiern und zu lieben. Ich frage ihn noch, ob seine Hündin draußen schlafen würde, aber er antwortet, „no, no, she sleeps with me in my bed, she is the best dog oft he world!“ (es gibt also auch Männer, die ihren Hund mit ins Bett nehmen). Wir verlassen Kresimir und seinen Vater am nächsten Morgen als Freunde. Thank you, Kresimir, it was so „beautiful“ with you! Zwei Tage später waren wir in Belgrad, auch eine schöne Stadt, die aber etwas heruntergekommen ist, mit einigen großangelegten Bauprojekten die in der Stadt nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Aus Belgrad raus war die Fahrt, nachdem die Donaubrücke ohne Fahrradweg überquerte war, zunächst sehr schön und in der Natur, zum Schluss allerdings ging der Weg fast 20 km nur noch auf grobem Kies entlang und der am Abend erreichte Campingplatz war richtig eklig. Aber es war spät und wir mussten bleiben, eine Dusche gab es leider nicht, nur einen armen, ausgesetzten jungen Schäferhund, der um Futter bettelte. Die Rettung war der Erfinder Dragan, der uns mit selbstgebranntem Schnaps mit den Worten begrüßte, „I know, it`s not Hilton, drink and you fell much better!“ und später für uns Gitarre spielte. Nach diesem Erlebnis mieteten wir uns am nächsten Tag ein Zimmer in Goloubac mit Whirlpool-Badwanne, denn es war abends immer noch kalt (siehe Film, auf der Fähre), herrlich! Die nächsten beiden Tage fuhren wir durch ein Durchbruchstal der Donau, auch genannt „Eisernes Tor“, durch 21 unbeleuchtete, mal kurze, mal längere Tunnel, bei Kälte und Regen, aber es war trotzdem atemberaubend schön. Auch wenn wir abends wieder in einer miesen Absteige landeten und mit unserem Kocher auf dem Herd kochen mussten, da dieser leider nicht funktionierte. Danach kamen wir in Kladovo unter, einem kleinen Städtchen, und am Abend kam auch wieder die Sonne raus. Die letzte Nacht in Serbien verbrachten wir als einzige Gäste auf einem kleinen Campingplatz im Wald an der Donau und wurden von einem älteren, sehr netten Herrn mal wieder mit einem Schnaps begrüßt. Es war eine sternklare wunderbare Nacht und wir konnten die Milchstraße sehen. Nur der allgegenwärtige Kläffchor der Hunde, der uns schon seit Ungarn begleitet, hielt uns zeitweise vom Schlafen ab. Hunde sind hier wirklich überall, sie liegen auf den Gehwegen (wenn es denn welche gibt), auf den Plätzen, auf den Straßen, vermehren sich ungehindert (wir sahen unzählige säugende Hündinnen) und gehören niemandem. Aber sie sind frei. In Ungarn wurden sie hinter den Zäunen zum Bewachen der Häuser, aber genauso verwahrlost, gehalten. Ebenso allgegenwärtig ist leider auch der Müll, er liegt auf den Feldern, neben den Straßen, im Wald, auf den Dämmen und wird von der Donau angeschwemmt. Dementsprechend riecht es leider auch vielerorts, das war auch in Ungarn schon so, aber hier ist es noch schlimmer. Serbien hat uns dennoch gut gefallen, die meisten Menschen waren hilfsbereit und nett. Landschaftlich war es sehenswert, für den Sprung in die EU muss aber noch viel getan werden.
Campingplatz Sombor
Sombor
Sombor
zieh, Django
Brücke nach Kroatien
Vukovar, Kroatien
Sv. Marija Magdalina
Belgrad
Belgrad
Belgrad
Belgrad
raus aus Belgrad Euro Velo 6
Mülltrennung
„it´s not Hilton“
in der Not ….. Brot mit Schmelzkäse und Chips

7 Antworten auf „Serbien“

  1. Diesen Teil der Welt kenn ich überhaupt nicht. Ich hab die Donau nur bis Wien erradelt. Beeindruckend, was Ihr alles erlebt. Und die Fahrten durch die dunklen Tunnels! Ich hätt‘ mich nicht mal durch einen getraut! Wie flott Ihr da durchgefahren seid!
    Bei den Regenbildern auf der Fähre hatte ich richtig Mitleid mit Dir, Nadja! Hast Du Dich nicht erkältet?
    So eine raffinierte Hilten-Toilettendusche hab ich in Italien schon mal erlebt, aber das ist laaaaang her.
    Wenn der Straßenbelag nicht so verräterisch schlecht gewesen wär, hätt ich behauptet Ihr seid auf der Axenstraße am Vierwaldstätter See unter den Felsen durchgefahren.
    Weiter so, Ihr Abenteurer,
    IKE

    1. Nach der Donaufähre gab es ein Zimmer mit Whirlpool, vielleicht hat sich Nadja deswegen nicht erkältet. Lieben Gruß Alex

  2. Echt beängstigend diese Tunnel …aber ihr kommt gut voran ,oder ? Wie schnell seid ihr ? Bin gespannt wie es weiter geht … Umarmung und Kuss

  3. Echt beängstigend diese Tunnel …aber ihr kommt gut voran ,oder ? Wie schnell seid ihr ? Bin gespannt wie es weiter geht … Umarmung und Kuss

    1. Hallo Yasmin,
      so schlimm waren die Tunnel nicht. Reflektierende Klamotten, Licht, Augen zu und durch 😉
      Im Moment hängen wir leider in Istanbul fest und warten auf unser Visum für den Iran. Wären gerne schon weitergefahren.
      Lieben Gruß
      Alex

  4. Tolle Reise ihr zwei! Wir waren im September ein paar Tage in Belgrad, Freunde besuchen. Da haetten wir euch fast gesehen… LG

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