Australien, Sydney, Port Macquarie
Sydney ist schön und sauber, zumindest auf den ersten Blick und diesen 14 km, sehr viel Natur und bald sind wir auch an der wunderschönen Küste mit kilometerlangem Sandstrand. Wir sind schon fast bei Georg, Alex Bruder, angekommen, als er uns von hinten mit dem Fahrrad einholt und uns freudig in Australien willkommen heißt. Wir radeln am Strand entlang gemeinsam zu ihm, begrüßen seine Frau Nat und die Kinder und sie begrüßt uns mit den Worten,“oh, you have made it, you have cycled to australia, amazing, you guys are so good, welcome to Australia!“. Wir frühstücken erstmal im Garten und erzählen uns gegenseitig, wie es und so geht. Wir haben großes Glück, dass mit Georg befreundete Mitglieder seiner Kirchengemeinschaft zufällig gerade ihre Dachwohnung freihaben, die wir am Nachmittag beziehen. Es ist eine helle 3ZKB-Wohnung mit eigenem Eingang, deren Fenster alle einen Blick in den Garten oder ins Grüne geben, also eine perfekte Bleibe für die nächsten 14 Tage angeordnete Selbst-Isolation. Georg kauft noch alles Notwendige für uns ein, dann schließen sich die Türen hinter uns. Wir dürfen nur in den Garten, die Vermieter (wir sehen Judith und Graham zweimal in 14 Tagen) nur im Abstand von 1,5 m treffen und müssen ansonsten drin bleiben, auch Spaziergänge sind verboten. Nur wenige Tage später schließt Australien seine Außengrenzen und wer jetzt noch ins Land hineinkommt (also heimkehrende Australier, denn außer denen darf keiner mehr rein), muss zur Quarantäne ins Hotel.
Die ersten Tage schlafen wir immer lang, wegen dem Jetlag, aber auch, weil wir nichts zu tun haben, außer ab und zu in den Garten zu gehen und den beiden Hunden hallo zu sagen. Aber man hört viele Vögel um uns herum, sieht sie bisweilen auch, alles ganz andere als bei uns zu Hause, z. B. Schwärme von Kakadus oder bunten Papageien. Wir sind in einer sehr ruhigen Wohngegend mit älteren Einfamilienhäusern im viktorianischen Stil gelandet, jedes mit großem Garten und ein bis zwei Hunden, sodass man ab zehn Uhr abends nur noch den Wind in den Bäumen und das Zirpen der Grillen hört. Am dritten Tag mähen wir den Rasen im hinteren Garten, am vierten Tag im Vorgarten, auch hängen wir die Wäsche für die Vermieter auf und haben so wenigstens etwas zu tun. Alle paar Tage kommt Georg zu Besuch und versorgt uns mit Essen. Schwer wird das erste Wochenende, wir dürfen nicht in den Garten, denn da ist die Familie mit ihren erwachsenen Kindern selbst darin. Um meinen Frust in den Griff zu bekommen, fange ich mit Yoga und Meditation an, was ich von da an jeden Tag mache und sehr hilfreich ist. Auch haben wir viel online Kontakt zu Freunden und zur Familie, lesen viel und ich backe mehrmals Käsekuchen für unsere Vermieter, Georg und seine Familie und uns. Wir werden Mitglieder bei „workaway“ (einem weltweiten Internetportal zur Vermittlung von Arbeitsleistung gegen Kost und Logis) und bewerben uns bei vielen Gastgebern zum Arbeiten, denn durch den Lockdown in Australien können auch wir nicht reisen und müssen schauen, wie es für uns weitergeht.
Je mehr Rhythmus wir entwickeln, desto erträglicher wird diese Zeit und wir sind froh gemeinsam drin bleiben zu müssen, allein ist das sicherlich nochmal viel schlimmer, auch wenn wir uns bisweilen streiten. Wir schleifen noch die Treppenstufen vor dem Haus ab, ölen sie und irgendwann sind die 14 Tage tatsächlich vorbei. Wenn ich aber unsere Situation mit der der Italiener vergleiche, die seit vielen Wochen nur für das Notwendigste ihre Wohnungen verlassen dürfen (unter ihnen auch meine Nichte Salome in Rom), dann wird mir klar, wie gut wir es getroffen haben. Unzählige Familien mit kleinen Kindern auf engstem Raum zusammengepfercht, so viele alte, einsame Menschen, das ist wirklich schrecklich. Die Nachrichten aus Deutschland und der restlichen Welt über das Virus sind ebenso erschreckend, wir verfolgen sie täglich und sind natürlich auch froh, durch unsere Selbstisolation geschützt zu sein, machen uns aber große Sorgen um unsere Familie und unsere Freunde.
Am ersten Tag in Freiheit laufen wir zum Einkaufen in das Zentrum von Croydon, dem Vorort, in dem wir wohnen. Wir kaufen so viel ein, dass wir Probleme bekommen, alles zurückzutragen. Anschließend laufen wir zum Fluss, der durch einen großen Park fließt, welchen wir durchqueren, um dann von Georg mit dem Auto abgeholt zu werden. Auch hier gilt es, Abstand zu halten, aber die Australier sehen das gelassen, joggen und laufen nah an uns vorbei. Wir sind 16 km spazieren gegangen an diesem ersten Tag und essen später mit Georgs Familie im Garten zu Abend, hören Musik, schauen uns den Sonnenuntergang an und genießen es sehr. Am nächsten Tag holen wir dann auch unsere Fahrräder bei ihm ab und radeln von Sans Souci, wo er wohnt, zurück nach Croydon, das sind insgesamt 20 km und noch immer haben wir das Zentrum von Sydney nicht gesehen. Da es tags darauf nur regnet, nutzen wir die Zeit zum Haare schneiden, Alex hat sich hierfür die Maschine seines Bruders geliehen, denn auch hier sind die Friseure zu oder öffnen nur für Termine. Er schert sich die Haare, ich gleiche sie im Nacken an und anschließend schneidet er mir die Haare mit der Schere, die auch zu dem Set dazugehört. Er macht das richtig gut und schneidet gleich 12 cm ab (Ungleichheiten werden am folgenden Tag gekürzt).
Am 3.4.2020 fahren wir dann endlich mit den Rädern in die Stadt, wegen des Lockdowns sind auch hier alle Restaurants und Cafés geschlossen, so ist es in der City fast menschenleer und wir können uns Sydneys Sehenswürdigkeiten in aller Ruhe anschauen. Die berühmte Harbour Bridge ebenso wie die Opera und die Innenstadt sind faszinierend. Von unserm Vorort in die Stadt und zurück sind wir 33 km unterwegs, so weitläufig ist es hier, Sydney hat ca. 5 Millionen Einwohner, in New South Wales (doppelt so groß wie die Bundesrepublik) sind zu diesem Zeitpunkt 2800 Menschen infiziert, ca. 200 hier in der Stadt. In den darauffolgenden Tagen verbringen wir noch viel Zeit mit Georg und seiner Familie, Sonntag, den 5.4., verabschieden wir uns dann.
Ursprünglich hatten wir geplant die Ostküste Australiens mit dem Rad zu bereisen. Da aber die meisten Zeltplätze in den Nationalparks liegen und diese, wie auch die meisten Hotels, durch die Corona-Beschränkungen geschlossen sind, mussten wir uns überlegen wie wir am besten vorwärts kommen. Wir haben uns einen Leihwagen gemietet (Kia Karnival), in den wir am nächsten Tag unsere Räder und die Taschen packen, um Sydney nach drei Wochen zu verlassen und nach Port Macquarie zu fahren, das ca. 400 km weiter nördlich am Meer liegt. Nur eine ältere Dame hat auf unsere Anfragen auf der Seite von „workaway“ geantwortet und bei ihr können wir täglich vier bis fünf Stunden gegen Kost und Logis im Garten arbeiten. Wir haben uns für den Leihwagen entschieden, um nicht im Greyhound Bus fahren zu müssen, denn sie hat Angst sich mit dem Virus zu infizieren. Für uns eine gute Lösung, denn auch wir wollen gesund bleiben, der Leihwagen ist nicht viel teurer als der Bus und wir lassen uns für die Fahrt den ganzen Tag Zeit, um uns Teile der atemberaubenden Küste Australiens, z. B. Seal Rock, anzuschauen. Am Abend lernen wir Cheryl kennen und bekommen unser Zimmer mit eigener Küche und Bad zugewiesen. Sie wohnt sehr schön, mit Veranda, Pool und Garten. In den nächsten Tagen arbeiten wir viel in Haus und Garten, lernen uns kennen und kommen uns näher. Über das lange Osterwochenende haben wir frei und wie auch schon an den Nachmittagen zuvor machen wir Ausflüge ans Meer, jetzt aber weiter und mit den Rädern am langen Sandstrand zurück. Auch hier wieder 25 km weißer Sandstrand, z. T felsig und mit perfekten Wellen für Australiens Surfer, das sind hier Menschen in jeder Altersgruppe, die ihren Feierabend und ihre Freizeit damit verbringen. Ansonsten sind nur Angler und Spaziergänger mit Hunden unterwegs, an manchen Stellen sind wir allein.
Auch den „Coastal Walk“, einen 9,2 km langen Küstenweg von Port Macquarie aus, lassen wir uns nicht entgehen, er bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke auf das Meer und die Strände, man läuft mal oben unter Bäumen, dann geht es wieder runter an den Strand. Das Wetter ist meist schön, um die 25 Grad, aber auch mal einen Regentag dazwischen, so ist hier der Herbst. Auf diesen Ausflügen sehen wir Kängurus und Kamele aus nächster Nähe (in einem weitläufigen Gehege), einen Koala im Eukalyptusbaum sitzend und viele Delphine, die unseren Strandspaziergang in ca. 20 Meter Entfernung begleiten und auf den Wellen surfen und spielen.
In der zweiten Woche beschneiden wir Büsche und Bäume, zupfen Unkraut und legen ein neues Beet an, Cheryl ist happy. Zum Arbeiten macht sie uns immer Musik an, so arbeiten wir motiviert zu Neil Young, Eric Clapton, U2, Talking Heads, Norah Jones u.a. Wir haben uns mit ihr angefreundet, essen abends gemeinsam und kochen abwechselnd, so verlängern wir unseren Aufenthalt in beiderseitigem Einverständnis um zwei weitere Wochen. Alex erneuert das Holzdach auf dem Schuppen, in dem sich die Pumpe für den Pool befindet, er legt Holzstufen im Garten an um in den abschüssigeren Teil zu gelangen, während ich Unkraut jäte, Fenster putze, Wäsche bügle und das Haus sauge. An unserem dritten Wochenende machen wir gemeinsam ein Lagerfeuer im Garten, betrachten die Milchstraße über uns und lauschen den vielen Tieren der Nacht.
Für uns ist „workaway“ eine gelungene Lösung um hier in Australien zu können, denn nach wie vor darf man in Australien nicht reisen, die Campingplätze und Naturparks sind geschlossen und der Premierminister verkündet am 16.4., dass sich daran auch in den kommenden vier Wochen nichts ändern wird, obwohl die Zahl der am Virus erkrankten Personen glücklicherweise stark am Sinken ist. Wir wollen weiterhin das Beste daraus machen und haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, vielleicht doch noch mehr von Australien sehen zu können. Dazu müssten allerdings auch die zwischen den Staaten geschlossenen Grenzen wieder öffnen oder wir reisen eben nur durch New South Wales. Flüge zurück nach Deutschland gibt es im Moment ohnehin nur wenige.
Es ist ein faszinierendes Land, bzw. bisher nur ein kleiner Teil des Staates New South Wales, die Menschen sind so nett und aufgeschlossen, bieten uns sofort ihre Hilfe an, wenn wir stehen bleiben, um auf der Karte nach dem Weg zu schauen, grüßen immer freundlich, egal, wo du gerade bist. Sie wirken meist glücklich und gelassen, gehen in jeder freien Minute surfen, fischen, treiben Sport, egal, wie alt sie sind, auch 70-jährige lassen sich davon nicht abhalten. Auch ist die Natur hier noch sehr ursprünglich, die Strände haben überall weißen, sauberen Sandstrand, der unter den Füßen quietscht. Diese wechseln sich mit felsigen Stellen ab.
Ab Anfang Mai haben wir eine neue „workaway“ Stelle in der Nähe von Coffs Harbour auf einer kleinen Farm mit vielen Tieren, worauf sich Nadja sehr freut. Alex muss voraussichtlich einen Stall für die Vierbeiner bauen.
Hallo, ihr zwei!
Schön, dass es euch gut geht, und ihr trotz corona noch ein wenig herumreisen könnt. Wir folgen gespannt eurem Blog. Wie immer tolle Bilder, lässt uns weiter „mitreisen“. Bleibt gesund und alles liebe,
Edith und Erwin
Hallo ihr Lieben,
Schön von euch zu hören und vielen lieben Dank! Wir hoffen euch geht es auch gut,
Viele liebe Grüße
Super schöne Bilder! Die Spinne ist eklig und die Frau sieht verrückt aus. 🙂 eure Frisuren sind echt gut geworden!
Danke Töchterchen!
Die Spinne ist tödlich und ich habe auch Angst vor ihr und all ihren Kinderchen, die hier im Garten leben. Cheryl ist speziell, aber normal
Es ist wundervoll eine andere Sicht auf die Dinge der Welt zu erleben und deutlich bequemer sie zu „erlesen„!
Wir sind sehr froh, dass es euch gut geht. Genießt die Zeit downunder, die Freundlichkeit und die Weite!
Dörte & Co
so schön….!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!