Bonville, Coffs Harbour, Australien

Am 1. Mai geht es wieder mit einem Leihwagen weiter und wieder lassen wir uns Zeit und legen eine Pause am Meer ein, diesmal in South West Rocks, eine sehr schöne Gegend. Wir unterhalten uns mit dem Leuchtturmwärter und sind froh ihm erklären zu können, dass wir auf dem Weg zu unserer nächsten „workaway“ Stelle sind, denn Reisen ist ja nach wie vor verboten. Er erzählt uns, dass in der Nacht zuvor ein deutsches Pärchen, wohl wegen des Sturms, die Absperrung vom Toilettenhäuschen am geschlossenen Campingplatz entfernt und darin übernachtet hat, da aber wegen Covid 19 alles verboten war (vor allem das Reisen), mussten sie pro Person 1100 AUD Strafe bezahlen. Auch einige Touristen, die unerlaubterweise eine Bootstour gemacht haben, mussten diese Strafe bezahlen und der Bootseigentümer sogar 6000 AUD. Die Australier sind mit den Regeln sehr streng, aber dadurch mittlerweile auch fast frei vom Virus.
Aufbruch aus Port Macquarie
South West Rocks
South West Rocks
South West Rocks
South West Rocks
South West Rocks
Anschließend haben wir Lucy besucht, ihre Farm liegt auf dem Weg und auch sie hätte gerne, dass wir für sie arbeiten. Sie lebt allein auf einer riesigen Bambusfarm, sie hat hunderte von Bambusstauden und wenn sie diese alle verkaufen kann, dann ist sie wirklich reich. Aber das Ernten und Bearbeiten der meterhohen Stauden ist gar nicht so einfach und so hofft sie diese als Rente verkaufen zu können. Ihre Töchter sind schon erwachsen und ihr Mann ist mit einer wesentlich jüngeren „Workawayerin“ abgehauen. Wir sollen ihr helfen den alten Schweinestall in ein Hostel umzubauen. Wir sagen ihr, dass wir zunächst zu unserer neuen Stelle fahren und schauen müssen, wie lange wir dort Arbeit haben. Aber der Platz ist traumhaft schön, mit eigenem Schwimmteich und einem weiten Blick in das Tal hinein. Leider kommen wir nicht mehr dazu, ihr zu helfen. Um 19 Uhr kommen wir bei Janine an, unser neuer Host, sie begrüßt uns herzlich, geht aber schnell wieder, denn sie trauert um ihren am Vortag verstorbenen schwarzen Schäferhund. Wir haben ein eigenes Apartment im angebauten Nebenhaus, der Kühlschrank ist voll und auch alles andere hat Janine für uns eingekauft.
Apartment bei Janine und Jon
Apartment bei Janine und Jon
Apartment bei Janine und Jon
Da Wochenende ist, haben wir erstmal frei. So fahren wir samstags nach Coffs Harbour, geben den Leihwagen ab und besichtigen das Städtchen und den Hafen, an der Küste vorbei radeln wir zurück nach Bonville. Sonntags fahren wir an den Strand und gehen dort spazieren, das sind hin und zurück 26 km, so dass wir das unter der Woche meist nicht schaffen, denn tagsüber ist es zwar nach wie vor warm, aber um halb fünf wird es kalt und eine Stunde später auch dunkel (und wir arbeiten ja vorher). In den kommenden zwei Wochen baut Alex den Unterstand für die Tiere, ein Recyclingprojekt, denn er soll alle Restbestände von einem zuvor abgerissenen Schuppen verwenden. Von der angrenzenden Weide behalten ihn die Kühe, Ziegen und das männliche Alpaka sowie der Schafsbock im Blick. Ich jäte derweil Unkraut in dem ziemlich zugewachsenen Gemüsegarten auf der anderen Seite, von der Weide gegenüber schauen mir die Schafe und das Alpaka Weibchen aufmerksam zu, denn sie wissen, dass ich ihnen das herausgerissene Grünzeug über den Zaun werfe. Janine züchtet seltene Rassen auf ihrer kleinen Farm und so werden die Tiere nur zum Decken zusammengelassen, außer die Langhaarkühe, sie leben mit ihren Kälbern und dem Stier zusammen. Morgens frühstücken wir immer draußen vor unserem kleinen Häuschen, umringt von Enten, Hühnern, Pfauen, Gänsen und Ibissen. Da Janine sie regelmäßig mit altem Brot und Gemüseabfällen füttert, erwarten sie das auch von uns. Und da wir das auch machen, geht jedes Mal, wenn wir unsere Tür öffnen, aufgeregtes Geschnatter los und alle kommen angerannt. Janine überlässt uns völlig uns selbst, es ist ihr egal, wie lang oder wann wir arbeiten, aber meist wird es früher Nachmittag, bis wir fertig sind. Donnerstags ist Vollmond und an diesem Abend machen wir gemeinsam mit ihr ein Feuer, sie sagt uns wie froh sie sei, dass wir bei ihr seien, denn ohne ihren Hund fühle sie sich doch sehr verlassen und ihr Mann Jon käme nur alle drei Wochen für eine Woche vom Arbeiten nach Hause, ihre Söhne seien schon ausgezogen. Besuch ist wegen Corona nicht erlaubt, auch dürfen nur zwei Leute gemeinsam im Auto fahren und sie bedauert nichts mit uns unternehmen zu können.
Sawtell
Crazy Karnickel
„Napoleon“ im Stechschritt
Harlan House
Garten (fast) ohne Unkraut
Upcycling
Huntsman spider, ungiftig
Aber wir haben ja unsere Fahrräder und so erkunden wir auch am folgenden Wochenende die Gegend. Wir radeln durch den Bongil-Bongil Nationalpark ans Meer, gehen dort spazieren und fahren am direkt ins Meer fließenden Fluss wieder zurück. Die wenigen uns begegnenden Menschen sind freundlich und offen, grüßen uns herzlich. Am Muttertag radeln wir an den Sawtell Beach, für mich das erste Mal, diesen Tag am Meer zu verbringen, schon komisch, aber sehr schön. Am Abend telefoniere ich mit meiner Mutter und meinen Kindern und das ist dann doch wieder ein Gefühl von Heimat. Am Ende der zweiten Woche kommt Jon heim und da die beiden von Montag bis Mittwoch nach Sydney fahren müssen, versorgen wir derweil alle Tiere. Enten, Gänse und Hühner gehen abends brav in den Stall und wir verschließen die Türen, damit der Fuchs sie nicht holt. Leider aber fällt ihm das Kaninchen zum Opfer, das eigentlich immer bei den Ziegen geschlafen hat, zumindest taucht es nicht mehr auf. Das Haus unserer Gastgeber steht immer offen und so schauen wir auch nach dem Kakadu, der sich doch sehr allein fühlt. Freitagabend sitzen wir wieder alle gemeinsam ums Feuer und lernen jetzt auch Jon kennen. Janine und Jon sind genauso alt wie Alex und ich und vor 13 Jahren mit ihren Söhnen von England nach Australien ausgewandert, sie fühlen sich hier sehr wohl und möchten nicht mehr nach Europa reisen, denn auch ihre Familien leben mittlerweile hier.
Mylestom Beach
Upcycling, Unterstand in Arbeit
Sawtell Beach
Sawtell Beach
Snake, ungiftig oder doch nicht?
Upcycling, Unterstand fertig
Gänsebad
In diesen Tagen entscheidet die Regierung von New South Wales, dass man ab dem 1. Juni in ihrem Staat wieder reisen darf. Wir haben es geschafft! Wir sind noch im Land, können bis dahin bei den beiden bleiben und dann noch ein wenig von Australien sehen. So vergehen die kommenden Tage schnell, ich jäte weiterhin Unkraut und kann mich bald nicht mehr bewegen, Alex hilft Jon auf der Farm und baut für Charly, den flugunfähigen Kakadu, einen kleinen Abenteurspielplatz. Da jetzt auch wieder Besuch erlaubt ist, lernen wir einige Freunde der beiden kennen und auch, dass es ganz normal ist, sich bei Treffen tagsüber mehr oder weniger zu betrinken. Ein älteres Pärchen lädt uns gemeinsam mit Jon und Janine zum Morgentee auf ihre Farm ein, Graham zeigt uns stolz seine selbst gebaute Brücke, die über den Fluss im Garten geht. Er ist zu recht sehr stolz darauf, ebenso auf sein 3 ha großes Grundstück, wo er mit Marcia alle möglichen Pflanzen züchtet. Die beiden sind schon in Rente und ihr Garten macht sehr viel Arbeit, welche sie zum Großteil allein bewältigen, wenn sie nicht gerade auf Kreuzfahrtschiffen die Welt bereisen. So wollen sie uns auch in Deutschland besuchen kommen. Am Pfingstsamstag fährt uns Jon mit seinem Jeep und dem Anhänger mit dem Kanu an den Fluss, damit wir beim Paddeln Spaß haben. Janine will uns noch eine Flasche Sekt mitgeben, aber mir ist das morgens um 11 zu früh. Der Fluss führt durch den Nationalpark, wir paddeln oder lassen uns von der geringen Strömung treiben, denn dann hört man in der Stille nur das Vogelzwitschern. Ein Angler am Ufer grüßt uns freundlich mit den Worten „No breeze today, nice weather“, „yeah, it´s a nice day today“, antworten wir und wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag. Nach zwei oder drei Stunden sind wir am Meer gelandet und machen ein kleines Picknick, das Wetter hat gewechselt und Wind kommt auf, es beginnt zu nieseln und so paddeln wir ans Ufer und tragen das Kanu hoch an die Straße, wo uns Janine und Jon zehn Minuten später wieder einsammeln und heim bringen. Die Menschen hier sind einfach so freundlich und aufgeschlossen, es ist immer wieder berührend und schön. Auch wollen sie ihre Freude mit uns teilen und schließen uns mit ein, sie geben zurück, was sie bekommen und das ist das Glück in diesem Land leben zu können. Janine hat uns heute gesagt, sie wünschte wir würden bleiben und auch uns geht es so, diese Farm ist ein Geschenk, und auch wenn wir es uns mit Arbeit verdient haben, so haben wir das jeden Tag mit Freuden getan. Unseren letzten Abend verbringen mit den beiden und ihren Freunden mit Pool Billard spielen, Gesprächen und einigen Drinks am Feuer unter dem Sternenhimmel. Der Abschied nach über vier Wochen fällt uns allen nicht leicht und wir machen aus, mit unserer beginnenden Rente wiederzukommen.
Warten aufs Frühstuck
Bei Graham und Marcie, Brücke im Hintergrund
Baumaterial für Brücken ihn ihrem Garten
Paddeln im Bonville Creek
Pelikane im Bonville Creek
Paddeln im Bonville Creek
Picnicplace
Mylestom Beach
Für die Zeit danach
Charly
… und sein Spielplatz
Abschied von Janine und Jon Snow
Was also bleibt zu sagen? Wir freuen uns sehr auf das Reisen und sind gespannt, ob auch das restliche Reiseland so schön sein wird. So also geht es nach Pfingsten mit dem Leihwagen zurück nach Sydney, denn nur dort können wir einen Camper kaufen oder leihen und unsere Räder bei Georg unterstellen. Von Sydney werden wir wohl auch zurückfliegen, denn die Grenzen zu den anderen Staaten hier sollen geschlossen bleiben. We´ll see.

Eine Antwort auf „Bonville, Coffs Harbour, Australien“

  1. Ihr Lieben, schön seht Ihr aus, ihr Zwei!
    Die Corona- Radelpause hat Euch gut getan – finde ich. Vom Workaway-Projekt hatte ich zuvor noch nichts gehört. Ihr scheint ja Glück gehabt zu haben, mit Euren beiden Arbeitsstellen und den sympathischen Arbeitgebern. Der Schaf-Unterstand ist schlicht-elegant, der Kakaduspielplatz solide-witzig.
    Und Du, Nadja, kennst Du jetzt alle australischen Unkrautarten? Und Dein Rücken, hat der das Jäten gut überstanden?
    Weiter so, Ihr beiden, das ich wünsch Euch für die letzte Etappe,
    und dass Ihr noch lange, lange von dem Abendteuerjahr zehren könnt!
    IKE

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